Aufräumarbeiten im Wasserfall
Aufräumarbeiten im Wasserfall
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Anna Huber und Yves Netzhammer
Aufräumarbeiten im Wasserfall
2011, Tanzstück, 60 Minuten
Musik: Martin Schütz
Aufräumarbeiten im Wasserfall ist die erste Zusammenarbeit der Tänzerin und Choreografin Anna Huber mit dem bildenden Künstler Yves Netzhammer. Die Impulse, Regeln und Grenzen figurativer Bewegung im realen, imaginierten und synthetischen Raum werden vermischt und damit neue Bedeutungsfelder ausgetestet. Der menschliche Körper ist Instrument und Forschungsgegenstand zugleich, verletzlich und unmittelbar in seiner physischen Präsenz. In seinen vielschichtigen Transformationen verschieben sich tradierte Orientierungssysteme und krümmen sich zu modellhaften Gebilden. Die Ritze zwischen dem Möglichen und dem Unmöglichen wird zum Proberaum assoziationsreicher Momente.
Ein Raum in der Schwebe, eine poetische Landschaft zwischen Imagination, konkreten Situationen und Projektionen. Hinter einem systematischen Regelwerk mit seinen bizarren Gesetzmässigkeiten öffnet sich ein fragiler Kosmos aus Erinnerungsfetzen, alltäglichen Gegenständen, Möglichkeiten und Handlungen. Grenzen verschieben sich. Gesetze werden aus den Angeln gehoben. Der Fokus bewegt sich vom Aussenraum in einen zerbrechlichen Innenraum. Alles hängt an einem dünnen Faden. Das scheinbar Selbstverständliche ist in Frage gestellt. Alltägliche Gegenstände werden zu imaginären Partnern und Projektionsflächen.
Eine Figur muss sich immer wieder ihrer selbst vergewissern und lotet dabei ihre eigenen Körpergesetze und Grenzen aus. Der Raum muss ständig neu geordnet und ausbalanciert werden. Der Körper transformiert sich, Bedeutungen und Funktionen verschieben sich, neue Assoziationsfelder öffnen sich. Körperteile verselbständigen sich und werden zu Fremdkörpern. Wertlose Gegenstände werden zu beseelten imaginären Partnern und verbinden sich zu unerwarteten Assoziationen. Die Figur versucht ihrer Einsamkeit mit imaginären Gegenübern und im Dialog mit einer animierten Projektion für Momente zu entfliehen.
Wie einmalig oder austauschbar, verletzlich oder unantastbar ist ein Individuum? Was sind die minimalen Grundbedürfnisse um menschenwürdig zu (über)leben? Das kreatürliche Bedürfnis nach Geborgenheit scheint gefährdet. Immer wieder die Suche nach Schutz, Versuche sich einzunisten, sich einzurichten. Territorien werden markiert. Die Notwendigkeit Grenzen zu ziehen und der Wunsch sie zu durchbrechen, um der Einsamkeit zu entfliehen. Bis zu welchem Grad kann man sich an unmögliche Situationen, unwirtliche Orte und unerträgliche Bedingungen anpassen oder gar gewöhnen? Wann ist die Grenze erreicht? Kann nur Verlust zu Freiheit führen?
Es öffnet sich ein oszillierendes System, das zwischen mehreren Zuständen hin und herschwingt, ein Raum des Dazwischen, zwischen Tanz und Performance, Projektion und realem Raum, Innen und Aussen, konkret und imaginär, natürlich und künstlich, versehrt und unversehrt, verletzlich und perfekt, zwischen Regelwerk und Anarchie, zwischen Mikrokosmos und Makrokosmos. Ein prekäres Schwanken zwischen Realität und Phantasie, Wünschen und Ängsten, Gefahr und Lust.
Anna Huber and Yves Netzhammer
Aufräumarbeiten im Wasserfall
2011, Dance performance, 60 minutes
Music: Martin Schütz
Aufräumarbeiten im Wasserfall is the first collaboration of the dancer/choreographer Anna Huber with the visual artist Yves Netzhammer. The impulses, rules and limits of figurative movement in real, imaginary and synthetic space are mixed up and used to test new semantic fields. Vulnerable and immediate in its physical presence, the human body is simultaneously an instrument and object of research. In its complex transformations, traditional systems of orientation shift and bend into three dimensional structures. The gap between the possible and impossible becomes the laboratory for moments rich in associations.
A hovering space, a poetic landscape between imagination, concrete situations and projections. Behind a systematic set of rules with its bizarre laws, a fragile cosmos, made up of memory fragments, objects from daily life, possibilities and acts, opens up. Borders shift. Laws are upended. The focus moves from exterior space into a fragile interior. Everything hangs from a thin thread. What seems obvious is questioned. Objects of daily life become imaginary partners and projection surfaces.
A figure must constantly assure itself of its own existence; in the process, it tests its own bodily laws and limits.
The space must be constantly reorganized and balanced. The body transforms itself, meanings and functions shift and new fields of association open up. Body parts become independent and foreign. Worthless objects become imaginary partners; they join one another to form unexpected associations. For moments, the figure tries to flee from its loneliness with its imaginary counterparts or in a dialogue with an animated projection. How unique or replaceable, vulnerable or inviolable is an individual?
What are the minimal basic needs in order to live (or survive) in a human way? The natural need for security seems to be at risk. Again and again, the search for protection begins and attempts are made to settle down, to establish oneself. Territories are demarcated. There is a necessity of drawing borders and a wish to break through them in orderto escape loneliness. To what extent can one adapt or get used to impossible situations, inhospitable places and intolerable conditions? When is a limit reached? Only loss can lead to freedom?
An oscillating system opens up that wavers between numerous conditions; an in-between space, between dance and performance, projections and real space, the interior and exterior, concrete and imaginary, natural and artificial, maimed and unscathed, vulnerable and perfect, between a set of rules and anarchy, between microcosm and macrocosm. It is a precarious fluctuation between reality and fantasy, wishes and fears, danger and desire.